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LukasRoeseler committed Aug 19, 2024
1 parent 4b7bfb2 commit 8624742
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Expand Up @@ -330,7 +330,7 @@ <h1 class="title">Einleitung</h1>
<section id="nachvollziehbare-wissenschaft" class="level1">
<h1>Nachvollziehbare Wissenschaft</h1>
<p>Beginnen wir mit einem hypothetischen Beispiel: In Deutschland <a href="https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/organspende-gesetz-100.html">könnte</a> der Standard zur Organspende verändert werden. So wie es momentan ist, könnten auch nach der Veränderung alle weiterhin frei entscheiden, ob sie ihre Organe spenden möchten oder nicht. Wie in Österreich wäre die Alternative eine “Widerspruchslösung”, das heißt, alle Personen sind per se Organspender und müssen diesem Status aktiv widersprechen. Beim aktuellen Modell müssen sie stattdessen aktiv zustimmen (zum Beispiel durch Bestellen eines <a href="www.organspende-info.de/organspendeausweis-download-und-bestellen/">Organspendeausweises</a>).</p>
<p>Die Basis für eine solche hypothetische und politische Entscheidung wäre ein wissenschaftlicher Befund: Bei der Widerspruchslösung ist der Anteil an Organspender*innen höher, als wenn sich Personen aktiv um den Status “Organspender<em>*</em>in” bemühen müssen. Den ursprünglichen Befund berichteten <span class="citation" data-cites="Johnson2003-yb">Johnson and Goldstein (<a href="#ref-Johnson2003-yb" role="doc-biblioref">2003</a>)</span>. Fast 20 Jahre später konnten <span class="citation" data-cites="Chandrashekar2023-gm">Chandrashekar et al. (<a href="#ref-Chandrashekar2023-gm" role="doc-biblioref">2023</a>)</span> den Befund mit neu erhobenen Daten erneut nachweisen, ihn also <em>replizieren</em>. Alle Informationen zur Replikation lassen sich <a href="https://open.lnu.se/index.php/metapsychology/article/view/3108">online nachlesen</a> und ihre Ergebnisse sind <a href="https://osf.io/8wd2b/">online vollständig einsehbar</a>. Mit kostenlosen Programmen lässt sich alles nachrechnen und prüfen, was seitens der Fachzeitschrift, in der die Ergebnisse veröffentlicht wurden, bereits von einer unabhängigen Person getan wurde. Darüber hinaus gilt der Effekt nicht nur für Organspende sondern auch für alle möglichen anderen Entscheidungen von Menschen. Das allgemeine Phänomen heißt <em>Default Effect</em>. Die <em>wissenschaftliche Basis</em> der politischen Entscheidung ist hier also überprüfbar und nachvollziehbar.</p>
<p>Die Basis für eine solche hypothetische und politische Entscheidung wäre ein wissenschaftlicher Befund: Bei der Widerspruchslösung ist der Anteil an Organspender*innen<a href="#fn1" class="footnote-ref" id="fnref1" role="doc-noteref"><sup>1</sup></a> höher, als wenn sich Personen aktiv um den Status “Organspender<em>*</em>in” bemühen müssen. Den ursprünglichen Befund berichteten <span class="citation" data-cites="Johnson2003-yb">Johnson and Goldstein (<a href="#ref-Johnson2003-yb" role="doc-biblioref">2003</a>)</span>. Fast 20 Jahre später konnten <span class="citation" data-cites="Chandrashekar2023-gm">Chandrashekar et al. (<a href="#ref-Chandrashekar2023-gm" role="doc-biblioref">2023</a>)</span> den Befund mit neu erhobenen Daten erneut nachweisen, ihn also <em>replizieren</em>. Alle Informationen zur Replikation lassen sich <a href="https://open.lnu.se/index.php/metapsychology/article/view/3108">online nachlesen</a> und ihre Ergebnisse sind <a href="https://osf.io/8wd2b/">online vollständig einsehbar</a>. Mit kostenlosen Programmen lässt sich alles nachrechnen und prüfen, was seitens der Fachzeitschrift, in der die Ergebnisse veröffentlicht wurden, bereits von einer unabhängigen Person getan wurde. Darüber hinaus gilt der Effekt nicht nur für Organspende sondern auch für alle möglichen anderen Entscheidungen von Menschen. Das allgemeine Phänomen heißt <em>Default Effect</em>. Die <em>wissenschaftliche Basis</em> der politischen Entscheidung ist hier also überprüfbar und nachvollziehbar.</p>
<p>Die Transparenz des wissenschaftlichen Befundes ist in diesem Beispiel deutlich gegeben. Doch leider ist das nicht repräsentativ für Wissenschaft. Häufig lassen sich Forschungsbefunde nicht einfach nachlesen, sondern Forschungsberichte müssen von Fachzeitschriften gekauft werden (bzw. bei den Autor*innen angefragt per Mail werden), Daten müssen angefragt werden, und Ergebnisse lassen sich nur mithilfe von kostspieligen Programmen nachrechnen. Diese Offenheit spielt zur Zeit eine besondere Rolle: Es herrscht eine Skepsis gegenüber Wissenschaft <span class="citation" data-cites="Sultan2024-qu">(<a href="#ref-Sultan2024-qu" role="doc-biblioref">Sultan et al. 2024</a>)</span> und politische Entscheidungen über Heizungen, Impfungen, Ernährung, oder Mobilität stützen sich auf Wissenschaft, werden gleichzeitig aber als falsch, kostspielig, oder bedrohlich wahrgenommen. Irreführende oder schlicht falsche Informationen werden verbreitet und Menschen nutzen künstliche Intelligenz (Large Language Models), welche auf potenziell falschen Informationen basieren und nicht fähig sind, die Herkunft der Informationen anzugeben.</p>
<p>Wie sich die Offenheit von Wissenschaft ändert, was Forschende auf der ganzen Welt dafür tun, Wissenschaft zu öffnen, und welche Lösungsvorschläge diesbezüglich diskutiert und umgesetzt werden, ist Gegenstand dieses Buches. Ein Überblick über Dimensionen von Offenheit in Anlehnung an <span class="citation" data-cites="Silveira2023-xq">Silveira et al. (<a href="#ref-Silveira2023-xq" role="doc-biblioref">2023</a>)</span> ist in der folgenden Tabelle. Dabei befinden sich viele wissenschaftliche Disziplinen zwischen den Extrema der “klassischen Wissenschaft” und der “offenen Wissenschaft”. Letztere stellt dabei das Ideal dar, also den Zustand, der für wissenschaftlichen Fortschritt am besten wäre.</p>
<table class="caption-top table">
Expand Down Expand Up @@ -395,6 +395,9 @@ <h2 class="anchored" data-anchor-id="literatur">Literatur</h2>


<div id="refs" class="references csl-bib-body hanging-indent" data-entry-spacing="0" role="list">
<div id="ref-Brohmer2024-wn" class="csl-entry" role="listitem">
Brohmer, Hilmar, Gabriela Hofer, Sebastian A Bauch, Julia Beitner, Jana Berkessel, Katja Corcoran, David Garcia, et al. 2024. <span>“Effects of the Generic Masculine and Its Alternatives in Germanophone Countries - a Multi-Lab Replication and Extension of Stahlberg, Sczesny, and Braun, 2001.”</span>
</div>
<div id="ref-Chandrashekar2023-gm" class="csl-entry" role="listitem">
Chandrashekar, Subramanya Prasad, Nadia Adelina, Shiyuan Zeng, Yan Ying Esther Chiu, Grace Yat Sum Leung, Paul Henne, Bo Ley Cheng, and Gilad Feldman. 2023. <span>“Defaults Versus Framing: Revisiting Default Effect and Framing Effect with Replications and Extensions of Johnson and Goldstein (2003) and Johnson, Bellman, and Lohse (2002).”</span> <em>Meta-Psychology</em> 7 (July).
</div>
Expand All @@ -410,6 +413,12 @@ <h2 class="anchored" data-anchor-id="literatur">Literatur</h2>
</div>
</section>
</section>
<section id="footnotes" class="footnotes footnotes-end-of-document" role="doc-endnotes">
<hr>
<ol>
<li id="fn1"><p>Die Entscheidung, auf das generische Maskulin zugunsten des Gender-Sternchens zu verzichten, beruht auf der wissenschaftlichen Tatsache, dass sich damit besser das Ziel erreichen lässt, Personen verschiedener Geschlechter gleichermaßen anzusprechen<span class="citation" data-cites="Brohmer2024-wn">(<a href="#ref-Brohmer2024-wn" role="doc-biblioref">Brohmer et al. 2024</a>)</span>.<a href="#fnref1" class="footnote-back" role="doc-backlink">↩︎</a></p></li>
</ol>
</section>

</main> <!-- /main -->
<script id="quarto-html-after-body" type="application/javascript">
Expand Down
5 changes: 4 additions & 1 deletion _book/fazit.html
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Expand Up @@ -328,7 +328,7 @@ <h1 class="title">Fazit und Ausblick</h1>
<p>Wissenschaftler*innen arbeiten unter starkem Druck und das wissenschaftliche System belohnt Sorgfalt und Offenheit weniger als Innovation und klare Ergebnisse. In den Sozialwissenschaften tun sich immer mehr Forschende zusammen, diese Probleme zu lösen. Aus der Vertrauenskrise hervorgehend befindet sich große Teile der Psychologie bereits in einer Renaissance. Täglich werden Diskussionen auf persönlicher, institutioneller, und politischer Ebene darüber geführt, wie Wissenschaft betrieben werden sollte. Es ist dabei klar geworden, dass es in der Wissenschaft nicht wie in manch einem ökonomischen Markt eine “unsichtbare Hand” gibt, die dafür sorgt, dass alles ins Gleichgewicht findet - stattdessen sind es die Forschenden, die sich aktiv um die Selbstkorrektur von Wissenschaft bemühen. Bevor jedoch eine Intervention zur Verbesserung von Forschung stattfinden kann, wird zuerst eine Inventur (Wo sind Verbesserungen nötig?) und anschließend eine Beobachtung benötigt. Eine Inventur über Probleme und Lösungsvorschläge biete ich mit diesem Buch an. Es ist nun die Rolle der <em>Meta-Wissenschaft</em>, also Wissenschaft über Wissenschaft, zu prüfen, welche Lösungsansätze wie gut funktionieren.</p>
<section id="was-hat-sich-verbessert" class="level3">
<h3 class="anchored" data-anchor-id="was-hat-sich-verbessert">Was hat sich verbessert?</h3>
<p>Ich hoffe, dass die Kapitel zu den Lösungen klar gemacht haben, dass es kein Problem gibt, für dass es nicht mindestens einen Lösungsvorschlag gibt und dass diese bereits vielfältig umgesetzt werden <span class="citation" data-cites="Korbmacher.2023">(<a href="#ref-Korbmacher.2023" role="doc-biblioref">Korbmacher et al. 2023</a>)</span>. Beispielsweise wurden für Replikationsforschung Leitfäden erarbeitet und Replikationen werden seltener als persönliche Attacken und mehr als sinnvolles Werkzeug angesehen <span class="citation" data-cites="Nosek2022-zg">(<a href="#ref-Nosek2022-zg" role="doc-biblioref">Nosek et al. 2022</a>)</span>. Strengere Vorgaben bei Berichten statistischer Tests haben sich deutlich auf deren Nachvollziehbarkeit ausgewirkt <span class="citation" data-cites="Giofre2023-jt">(<a href="#ref-Giofre2023-jt" role="doc-biblioref">Giofrè et al. 2023</a>)</span>, Präregistrierungen haben P-Hacking reduziert <span class="citation" data-cites="brodeur2024preregistration">(<a href="#ref-brodeur2024preregistration" role="doc-biblioref">Brodeur et al. 2024</a>)</span>, und vereinzelt konnten mit modernen Methoden extrem hohe Replikationsraten erreicht werden <span class="citation" data-cites="Protzko.2023">(<a href="#ref-Protzko.2023" role="doc-biblioref">Protzko et al. 2023</a>)</span>. Wie Forschende in der Psychologie diese Ansätze nutzen, ist zwischen 2010 und 2020 von 49% auf 87% stark angestiegen <span class="citation" data-cites="Ferguson2023-qh">(<a href="#ref-Ferguson2023-qh" role="doc-biblioref">Ferguson et al. 2023</a>)</span>.</p>
<p>Ich hoffe, dass die Kapitel zu den Lösungen klar gemacht haben, dass es kein Problem gibt, für dass es nicht mindestens einen Lösungsvorschlag gibt und dass diese bereits vielfältig umgesetzt werden <span class="citation" data-cites="Korbmacher.2023">(<a href="#ref-Korbmacher.2023" role="doc-biblioref">Korbmacher et al. 2023</a>)</span>. Beispielsweise wurden für Replikationsforschung Leitfäden erarbeitet und Replikationen werden seltener als persönliche Attacken und mehr als sinnvolles Werkzeug angesehen <span class="citation" data-cites="Nosek2022-zg">(<a href="#ref-Nosek2022-zg" role="doc-biblioref">Nosek et al. 2022</a>)</span>. Strengere Vorgaben bei Berichten statistischer Tests haben sich deutlich auf deren Nachvollziehbarkeit ausgewirkt <span class="citation" data-cites="Giofre2023-jt">(<a href="#ref-Giofre2023-jt" role="doc-biblioref">Giofrè et al. 2023</a>)</span>, Präregistrierungen haben P-Hacking reduziert <span class="citation" data-cites="brodeur2024preregistration">(<a href="#ref-brodeur2024preregistration" role="doc-biblioref">Brodeur et al. 2024</a>)</span>, und vereinzelt konnten mit modernen Methoden extrem hohe Replikationsraten erreicht werden <span class="citation" data-cites="Protzko.2023 bak2023causal">(<a href="#ref-Protzko.2023" role="doc-biblioref">Protzko et al. 2023</a>; siehe aber dazu die Kritik von <a href="#ref-bak2023causal" role="doc-biblioref">Bak-Coleman and Devezer 2023</a>)</span>. Wie Forschende in der Psychologie diese Ansätze nutzen, ist zwischen 2010 und 2020 von 49% auf 87% stark angestiegen <span class="citation" data-cites="Ferguson2023-qh">(<a href="#ref-Ferguson2023-qh" role="doc-biblioref">Ferguson et al. 2023</a>)</span>.</p>
</section>
<section id="was-ist-noch-zu-tun" class="level3">
<h3 class="anchored" data-anchor-id="was-ist-noch-zu-tun">Was ist noch zu tun?</h3>
Expand Down Expand Up @@ -390,6 +390,9 @@ <h4 class="anchored" data-anchor-id="literatur">Literatur</h4>


<div id="refs" class="references csl-bib-body hanging-indent" data-entry-spacing="0" role="list">
<div id="ref-bak2023causal" class="csl-entry" role="listitem">
Bak-Coleman, Joseph, and Berna Devezer. 2023. <span>“Causal Claims about Scientific Rigor Require Rigorous Causal Evidence.”</span>
</div>
<div id="ref-brodeur2024preregistration" class="csl-entry" role="listitem">
Brodeur, Abel, Nikolai M Cook, Jonathan S Hartley, and Anthony Heyes. 2024. <span>“Do Preregistration and Preanalysis Plans Reduce p-Hacking and Publication Bias? Evidence from 15,992 Test Statistics and Suggestions for Improvement.”</span> <em>Journal of Political Economy Microeconomics</em> 2 (3): 000–000.
</div>
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